Mit dem Fahrrad zum Zócalo

rolf-kohler.de – Mein Leben in Mexiko

Seit ich im vergangenen November mein Donaueschinger Bike nach Mexiko verfrachtet habe (siehe Artikel „Mit dem Fahrrad in Mexiko unterwegs“), bin ich hier in der Gegend immer recht viel damit unterwegs. Zum einen kommt so mein sportlicher Teil, den ich aus Deutschland kenne, nicht zu kurz, zum anderen macht es aber auch enormen Spaß, mit dem Fahrrad hier die Gegend zu erkunden.

Eines meiner Ziele war es, eine Strecke zu finden, über die ich hier möglichst verkehrsarm ins historische Zentrum Pueblas komme. Mein Wunsch war es, irgendwie zunächst zur Ciclovía in der Blvd. Hermanos Serdán zu gelangen. Die Ciclovía, auf Deutsch „der Radweg“, führt nämlich über den gesamten Boulevard bis zur Reforma, die dann letztendlich ins Zentrum zum Zócalo führt.

Fehlende Radwege machen die Sache schwierig

Das Problem ist jedoch, dass es in Cuautlancingo, wo mein Haus steht, keine Radwege bis zur Serdán gibt. Die Google-Navi führt mich bis dorthin nämlich auf der Autobahn entlang, obwohl ich auf das Fahrrad-Symbol klicke. Das ist hier aber auch keine Seltenheit, dass Radfahrer die Autobahn nutzen, und es ist auch völlig legal. Trotzdem habe ich eigentlich noch vor, mein Leben etwas länger zu genießen, und entscheide mich für andere, eigene Wege.

Ich fahre vom Ameyal-Parque durch Sanctorum, am Auditorium vorbei. Auf den Straßen ist relativ wenig los. Immer wieder werfe ich einen Blick auf das Navi. Und endlich führt mich das Navi durch abgelegene Seitenstraßen, manchmal sogar Feldwege, auf denen allerhöchstens ein paar Ziegen oder Pferde vorbeikommen. Ich lande beim Parque „Paseo de los Gigantes“, einem sehr schön angelegten Park, und finde von dort aus auch eine Verbindung zur Ciclovía. Geschafft. Fürs Erste!

Die Ciclovía auf der Boulevard Hermanos Serdán

Mit dem Fahrrad zum Zócalo: Die Ciclovía in Puebla

Die Ciclovía auf der Hermanos Serdán

Die Ciclovía führt mich über den gesamten Boulevard Serdán bis zur Reforma. Die Strecke ist wesentlich länger, als ich sie vom Auto her kenne. Man hat einen wunderbaren Blick über ganz Puebla, sieht den Popocatépetl und Itztaccihúatl und ihren Kontrast: die modernen Hochhäuser von Angelópolis. Und ich bin beinahe der Einzige auf diesem Radweg. Herrlich!

Mit dem Fahrrad schneller als mit dem Auto

Mit dem Fahrrad zum Zócalo: Blick auf die Reforma

Blick auf die Reforma

Ich komme an der Reforma an. Hier endet der Radweg, und ich muss mich irgendwie über die Kreuzung mogeln. Das mache ich am besten als Fußgänger, da es sicherer ist. Geschafft: Ich bin in der historischen Straße „Reforma“. Dort herrscht viel Verkehr, der ins Stocken geraten ist, da einige Ampeln immer wieder auf Rot schalten. Mit dem Rad habe ich den Vorteil, an den Fahrzeugen vorbeizufahren. Plötzlich eine Polizeisirene. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich gerade eine Polizeistreife überholt habe. Die Jungs in dem Fahrzeug haben die größte Freude, als sie merken, dass ich wegen ihrer Sirene zusammengezuckt bin. Das haben sie absichtlich gemacht. Ich habe dann noch schön lächelnd gegrüßt und ein ebenso freundliches Lächeln von den Herrschaften zurückerhalten.

Ankunft im historischen Zentrum

Auf dem letzten Kilometer der Strecke komme ich noch am Instituto Nacional de Migración in Puebla vorbei. Dort sehe ich viele Migranten vor dem Eingang warten. Erinnerungen an meine ersten Tage vor drei Wochen in Mexiko-Stadt werden wach. Ich bin so froh, dass ich das alles hinter mir habe. Ich radle weiter, an dem stockenden Autoverkehr vorbei, und erreiche schließlich das historische Zentrum Pueblas – mit dem Fahrrad, mit dem ich zuhause in Deutschland schon tausende Kilometer hinter mich gebracht habe. Geschafft!

2 Kommentare
  1. Bertolt
    Bertolt sagte:

    Europa habe ich noch nie verlassen. Um so spannender ist es, einem lieben Nachbarn auf seinem Rad in Mexiko im Netz zu begegnen. Pass auf Dich auf, Rolf.

    • Rolf Kohler
      Rolf Kohler sagte:

      Lieber Bertolt, liebe Gabriele, vielen lieben Dank für Euren Besuch meines neuen Mexiko-Blogs. Vielleicht lässt sich bei Euch ja irgendwann eine Reise hierher einplanen. Ich würde mich sehr freuen, Euch als Reiseführer in die Gebiete begleiten zu dürfen, die man nicht im Reisebüro erhält. Liebe Grüße an die Heimat.

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