Am Fuße des Popocatépetls – Leben auf 2.200 Metern Höhe
Mein Haus liegt im Bundesstaat Puebla, in Zentralmexiko, am Rand der Millionenstadt Puebla – etwa zwei Autostunden von Mexiko-Stadt entfernt. Seit 2011 lebe ich hier auf rund 2.200 Metern über dem Meeresspiegel, am Fuße des etwa 40 Kilometer entfernten Popocatépetls. An klaren Tagen zeigt er sich majestätisch am Horizont, manchmal ruhig und friedlich, manchmal mahnend und kraftvoll. Ein Vulkan, der einen jeden Tag daran erinnert, dass Natur hier nicht Kulisse ist, sondern Realität.
Sehnsucht nach dem Meer? Kein Problem. Von Puebla aus hat man die Wahl: Entweder Richtung Osten an den Golf von Mexiko oder Richtung Westen an den Pazifik, zum Beispiel nach Acapulco. Beide Küsten sind mit dem Auto in etwa vier Stunden erreichbar. Und wenn es einen eher in die Berge zieht, liegen der Nationalpark Popocatépetl–Iztaccíhuatl sowie der Vulkan La Malinche praktisch vor der Haustür – perfekte Rückzugsorte für Ruhe, Weite und Natur.
Puebla – Historie, Farben und Leben
Die Stadt Puebla gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und vereint auf einzigartige Weise Geschichte, Kultur und lebendigen Alltag. Die historische Altstadt mit ihren farbenfrohen Fassaden, kolonialen Gebäuden und belebten Straßen ist reich an kulturellen Schätzen. Kirchen, Plätze und Innenhöfe erzählen von Jahrhunderten mexikanischer Geschichte.
Bekannt ist Puebla zudem für seine kunstvoll handgefertigten Talavera-Keramiken, die weit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt werden. Trotz ihrer Größe hat sich die Stadt eine angenehme Bodenständigkeit bewahrt – sie wirkt lebendig, aber nicht überdreht, traditionsbewusst, aber offen.
In Puebla leben vergleichsweise viele Deutsche. Der Grund dafür liegt nur wenige Kilometer entfernt: das Volkswagenwerk, das sich quasi hinter meinem Haus befindet. Jeder VW Beetle, den man in Deutschland sieht, ist hier in der Region entstanden und auf dem Weg zum Hafen nach Veracruz an einer meiner Nebenstraßen vorbeigerollt. Seit einigen Jahren ist auch Audi mit einem modernen Werk in der Nähe vertreten.
Das Klima – Leben zum Nulltarif
Durch die Höhenlage und die Nähe zum Äquator herrscht in Puebla ein außergewöhnlich angenehmes Klima. Tagsüber liegen die Temperaturen das ganze Jahr über meist zwischen 25 und 27 Grad, begleitet von trockener, klarer Luft. Nachts kühlt es selbst im Sommer auf angenehme 10 Grad ab, im Winter gelegentlich noch etwas darunter.
Für mich bedeutet das: keine Klimaanlage, keine Heizung. Klimatisch lebe ich hier praktisch zum Nulltarif – ein Luxus, den man erst richtig zu schätzen weiß, wenn man ihn täglich erlebt.
Von November bis Mai dominiert meist durchgehend sonniges Wetter. Ab Juni beginnt die Regenzeit, die hier jedoch ihren ganz eigenen Rhythmus hat: Morgens strahlender Sonnenschein, klare Luft und Weitblick – erst in den späteren Nachmittags- oder Abendstunden ziehen Wolken auf, gefolgt von teils kräftigen, aber kurzen Regenfällen. Danach kehrt schnell wieder Ruhe ein.
Ein zweites Leben im Regenwald
Seit 2024 findet man mich regelmäßig auch an einem ganz anderen Ort: in einer kleinen Gemeinde nahe Catemaco (siehe Bericht „Mexikanischer Regenwald„), einem Städtchen mitten im mexikanischen Regenwald an der Golfküste, rund sieben Autostunden von Puebla entfernt. Dort lebe ich zeitweise auf dem Land, in einer Region, in der die Zeit langsamer zu laufen scheint.
Hier gibt es keine Hektik, keinen Lärm, keine Termine, die den Tag bestimmen. Stattdessen begleiten mich das Zirpen der Insekten, das Rufen der Vögel und der Geruch von feuchter Erde. Ein Ort, an dem Idylle nicht inszeniert ist, sondern einfach existiert – roh, ehrlich und ursprünglich. Ein Rückzugsort, der mich erdet, mich entschleunigt und mir immer wieder zeigt, wie wenig es eigentlich braucht, um zufrieden zu sein.
Artikel vom 9. August 2022 – Inhalt zuletzt aktualisiert am 19. Dezember 2025



