Ausstieg und neues Leben in Mexiko – Mein Neustart nach 2 Jahren
rolf-kohler.de – Mein Leben in Mexiko
Zwei Jahre Ausstieg und neues Leben in Mexiko
Zwei Jahre Ausstieg und mein neues Leben in Mexiko (siehe auch: Mein letzter Arbeitstag), seitdem habe ich – mit ein paar wenigen Ausnahmen – nie wieder etwas von meinen früheren Arbeitskollegen gehört. Umso überraschter war ich heute, als mich mein geschätzter ehemaliger Kollege Thomas anrief und fragte, wie es mir geht. Es wurde ein wirklich langes Telefonat, in dem wir natürlich auch über die aktuellen Zustände meines ehemaligen Arbeitsplatzes sprachen, dem ich 25 Jahre treu war.
Und dann will Thomas natürlich wissen, was ich so mache und wie es mir geht. Klar, das lässt sich nicht in zwei Sätzen beantworten. Es folgt ein stundenlanges Gespräch mit einer wirklich „hohen Bitrate“ – so viele Wörter wurden da übertragen!
Da ich sicher bin, dass sich auch andere ehemalige Kollegen (und ja: ich verwende in meinem Blog bewusst keine Genderform, weil ich mir die deutsche Sprache nicht von ein paar wenigen Arschgeigen verschandeln lasse!) fragen, was aus mir geworden ist, nehme ich das zum Anlass, ein kleines Resümee meines inzwischen zweijährigen Lebensabschnitts in Mexiko zu erzählen.
Was mache ich eigentlich den ganzen Tag?
Viele stellen sich vielleicht vor, dass ich nun – ganz ohne Arbeit – endlich die Zeit habe, von morgens bis abends am Strand zu liegen. Nun, das halte ich für eine der dümmsten Vorstellungen überhaupt. Schon bei meinen früheren Kurzzeitaufenthalten in Mexiko oder auf den Kanaren war das nie mein Lebensentwurf.
Und eines ist sicher: Langweilig war mir in Mexiko bisher an keinem einzigen Tag.
Warum? Weil es immer etwas zu tun gibt. Ich vermiete Häuser – und das bedeutet: Reparaturen, Handwerker organisieren, geeignete Mieter finden. Gerade erst vor kurzem stand wieder ein Mieterwechsel an. Dazu kommen soziale Verpflichtungen, Treffen mit Freunden, Verabredungen.
Und dann wechsle ich regelmäßig meinen Aufenthaltsort. Mal bin ich einige Wochen in Puebla, dann wieder in meiner kleinen Cabaña im Regenwald an der Golfküste. Zwischendurch gibt’s Abstecher nach Veracruz oder Acapulco – einfach spontan, nach Lust und Laune.
Da ich aus familiären Gründen im Moment noch alle vier Monate zwischen Mexiko und Deutschland pendle, vergeht ein Jahr gefühlt schneller, als ein Huhn ein Ei legen kann – wirklich!
Und dann gibt es da noch die IT

Linux – meine Welt
Wer mich kennt, weiß: Früher war meine große Leidenschaft die IT. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Der einzige Unterschied ist, dass ich heute nicht mehr für andere arbeite, sondern mich in meiner digitalen Welt ganz allein austobe, experimentiere und meinen Wissenshorizont ständig erweitere.
Zu meiner Spielwiese gehören einige Linux-Server, die ich regelmäßig einrichte, betreue oder einfach zum Experimentieren nutze. Unter anderem läuft auch diese Website unter meiner Regie – ebenso meine Mailserver.
Meine größte Leidenschaft dabei? Datensicherheit! Frei nach dem Motto: „Was mir gehört, bleibt bei mir!“ – und Redundanz. Vielleicht klingt es etwas nerdig, aber all meine Fotos, Videos und zahlreichen digitalen Dokumente – ich habe quasi ein papierloses Büro (bzw. Heim) – liegen dreifach und verschlüsselt und auf zwei Kontinenten verteilt: einmal auf meinem Server zuhause in Donaueschingen, einmal auf dem Hauptserver in Nürnberg oder Manassas/USA und einmal auf meinem Heimserver in Puebla. Alles fein säuberlich synchronisiert und jederzeit abrufbereit.
Was für ein Nerd, oder?
Lebensqualität – neu definiert
Immer wenn ich ein paar ruhige Stunden genieße, wird mir bewusster, wie unbezahlbar dieses Privileg ist: mit Mitte 50 ein solches Leben führen zu dürfen.
Ja, vor meinem Ausstieg hatte ich Zweifel. Ist das wirklich der richtige Weg? Wird es funktionieren? Doch schon kurz nach meinem Schritt in die neue Freiheit waren diese Zweifel wie weggeblasen.
Zum einen war mein Finanzierungsplan gut durchdacht und großzügig kalkuliert. Zum anderen ergaben sich später sogar zusätzliche finanzielle Sicherheiten, die ich gar nicht eingeplant hatte.
Heute lebe ich in der Übergangszeit zwischen Berufsausstieg und Renteneintritt von passivem Einkommen – Mieteinnahmen, Zinserträgen – und mein finanzielles Polster wächst eher, als dass es schrumpft.
Minimalismus, Gesundheit und innere Ruhe
Meine Lebensweise ist heute gut ausbalanciert: täglicher Sport, bewusste Ernährung und vor allem kein Stress mehr.
Ich habe gelernt, minimalistisch zu leben – zumindest, was materiellen „Luxus“ betrifft. Ich mache seit langem einen großen Bogen um all die Dinge, die man uns als erstrebenswert verkaufen will: größere Autos, teurere Uhren, mehr Statussymbole.
Und ich kann mit Überzeugung sagen: Wenn man erst einmal erkannt hat, dass echter Luxus aus wenigen, einfachen Dingen besteht – Ruhe, Gesundheit, Freiheit – dann verliert man auch die Angst, diese Dinge zu verlieren. Denn diese Angst ist eng verknüpft mit dem gesellschaftlich antrainierten Konsumwahn.
Ab diesem Punkt beginnt man zu begreifen, wie wertvoll das Leben ist – und wie ausgeglichen und gelassen sich jeder einzelne Tag anfühlen kann.
Die Sonne Mexikos
Und als wäre all das nicht genug, tut auch das Klima sein Übriges.
Wenn man den Tag fast jeden Morgen mit Sonnenschein beginnen darf – und das ist in Puebla tatsächlich so, selbst in der Regenzeit, in der es meist nur nachmittags oder abends regnet und am anderen Morgen wieder die Sonne strahlt – dann hebt das die Laune automatisch.
Ein scheinbar kleiner Faktor, der jedoch einen großen Einfluss auf mein tägliches Lebensgefühl hat.
Und zu guter Letzt
Wenn man sieht, wie ein Land von einem ideologiebesessenen Regime, das von Lobbyisten der Rüstungsindustrie gesteuert und seine Bürger verachtend ausgeschlachtet wird – ein Land, in dem mittlerweile sogar wieder die Sprache diktiert wird und die letzten Fundamente von Demokratie, Wirtschaft und Sicherheit zum Einsturz gebracht werden -, kann man sich glücklich schätzen, seinen Lebensmittelpunkt und Besitz noch rechtzeitig dorthin verlegt zu haben, wo man täglich das genießen kann, was einem im eigenen Land geraubt wurde: Lebensqualität und Respekt.
Fazit
Der Entschluss, mit Mitte 50 aus dem Berufsleben auszusteigen und in Mexiko einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, war die beste Entscheidung meines Lebens.
Und dafür bin ich all jenen dankbar, die mich auf diesem Weg unterstützt haben.
MUCHAS GRACIAS!