Acapulco 2025 – Was vom Sturm geblieben ist
rolf-kohler.de – Mein Leben in Mexiko
Kurz vor meiner Reise nach Deutschland unternehmen Fabian und ich noch einen kleinen Abstecher an den Pazifik – Ziel: Acapulco. Nach nunmehr zweieinhalb Jahren verspüre ich einerseits den Drang, die Stadt mit ihren magischen Orten wiederzusehen, andererseits möchte ich erfahren, ob nach dem verheerenden Hurrikan Otis vor zwei Jahren das Leben dort wieder zurückgekehrt ist.
Anreise nach Acapulco
Die Fahrt von Puebla über Atlixco und dann entlang der landschaftlich reizvollen Autopista Siglo XXI dauert knapp viereinhalb Stunden. Vorbei an der eindrucksvollen Brücke Mezcala, die gigantisch hoch über einem Fluss „Río Balsas“ thront, legen wir in Chilpancingo unseren obligatorischen Zwischenstopp ein – ein schneller Kaffee, ein Toilettenbesuch, dann geht es weiter.
Schon bald erreichen wir den Stadtteil Las Playas. Oben am steilen Hang befindet sich unser gebuchtes Apartment. Der Blick auf die Bahía de Acapulco ist wie immer atemberaubend – das dunkelblaue Wasser des Pazifiks, eingerahmt von steilen Hängen und schimmernden Dächern. Unser kleines Apartment liegt ruhig und gemütlich. Lediglich die enorm steile Zufahrt zum Parkplatz ist eine Herausforderung.
Die Eigentümerin empfängt uns auch schon äußerst herzlich, ebenso ihre Mutter, die aus Italien stammt. Es entspinnt sich ein langes Gespräch. Eine halbe Stunde lang tauschen wir Gedanken aus, lachen gemeinsam, reden über Gott und die Welt (nunja, ich als Atheist eben mehr über die Welt ;). Vor allem aber frage ich die Damen, wie sie den Hurrikan damals erlebt haben.
Sie erzählen uns, dass sie im Vergleich zu anderen viel Glück hatten, denn ihr Apartment war versichert. Sämtliche Fensterscheiben waren geplatzt, und die Wucht des Sturms hatte damals die komplette Inneneinrichtung verwüstet. Die Außenanlage war bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Lediglich ein ausgerissener Baumstumpf liegt noch als Erinnerung im Garten. Man spürt, welche Kräfte der Zerstörung sich damals durch die Stadt gezogen haben müssen. Umso schöner ist es, zu sehen, wie die beiden Damen heute froh darüber sind, dass alles wieder in Ordnung ist und damals in ihrer Anlage keine Menschen zu Schaden kamen.
Abends genießen wir entspannt den Sonnenuntergang auf der Terrasse. 36 Grad, nachts kaum abkühlend, und das Ganze bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit sind für uns beide eine Herausforderung. Doch dank zahlreicher Ventilatoren in der Wohnung und der Müdigkeit durch die Fahrt fällt das Schlafen dennoch nicht allzu schwer.
Acapulco erleben: Strand, Busfahrt und Klippenspringer
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Costera-Bus, einem typisch bunt bemalten Gefährt im amerikanischen Schulbus-Look, an die Bucht. Die Fahrt ist nichts für Komfortliebhaber: Es ist eine fahrende Disko mit dröhnenden Lautsprecherboxen und durch die ausgeschlagene Federung knallt einem bei jeder Unebenheit der harte Sitz mit Wucht auf den Hintern, sodass man später jeden Muskel spürt. Das gehört einfach dazu – typisch Acapulco. I love it!
Stranderlebnis in Tamarindo
Wir verbringen den Tag am Strand von Tamarindo. In der Palapa „El Camarón“, die wir aus den Vorjahren bereits kennen, versorgen wir uns mit einer kleinen Mahlzeit und Getränken. Der Sand ist bratend heiß, der teils dreimeterhohe Wellengang klatscht heute mächtig ans Ufer. An Baden ist deshalb nicht zu denken. Trotzdem genießen wir den Tag bis in die Nachmittagsstunden voller Entspannung unter der Palapa.
Sonnenuntergang an der Sinfonía del Mar
Nach einem kleinen Abendessen im Apartment folgt das Highlight des Tages: Wir fahren zur Quebrada, einem Teilort Acapulcos, wo die berühmten Klippenspringer ihre faszinierenden Sprünge von den 38 Meter hohen Felsen in die Brandung zeigen. Zuvor verbringen wir Zeit an der nur einige hundert Meter entfernten Sinfonía del Mar, von der wir einen sagenhaften Ausblick auf den Pazifik und den dortigen Sonnenuntergang haben. Ein magischer Moment, der täglich hunderte Menschen fasziniert.
Die Klippenspringer von La Quebrada
Die Klippenspringer von La Quebrada sind weltberühmt und ein Symbol Acapulcos. Seit den 1930er Jahren wagen mutige junge Männer den Sprung aus bis zu 38 Metern Höhe in das schmale, felsige Meerwasserbecken. Dabei müssen sie das perfekte Timing finden – abhängig von Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Meeresströmungen und dem Wasserpegel – um den Sprung sicher zu meistern. Es erfordert höchste Konzentration, Können und persönlichen Mut, um diesen atemberaubenden Sprung in die Tiefe zu wagen. Und damit nicht alles: Die recht jungen Burschen klettern die steilen Felswände im Eiltempo mit bloßen Händen und Füßen bis ganz nach oben. Jeder Griff, jeder Schritt ist perfekt eingeübt und sitzt.
Entspannung am kleinen Strand Caleta und Abschied
Am letzten Tag spazieren wir zur Playa Caleta, einem kleinen, charmanten Strand gegenüber der Insel Roqueta, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Das Wasser ist ruhig und angenehm warm – ideal, um den ganzen Tag unter einer Palapa zu entspannen und abends wieder die Terrasse zu genießen.
Fazit: Acapulco lebt!
Am Mittwoch treten wir die Rückfahrt nach Puebla an – vollgetankt mit der Meeresbrise des Pazifiks und voller toller Erinnerungen, die diese faszinierende Stadt bietet.
Was besonders hängen bleibt: Das Leben ist nach dem Hurrikan zurückgekehrt. Die Menschen in Acapulco – die Acapulceños – haben Enormes geleistet. Trotz vieler Verluste haben sie die Stadt wieder aufgebaut. Die Straßen sind sauber, der Alltag pulsiert, das Lächeln ist zurück. Es beeindruckt mich, mit wie viel Kraft und Stolz sie ihr Zuhause zum Leben erweckt haben. Ein Grund mehr, den Acapulceños unser Vertrauen zu schenken und diese Stadt auch in Zukunft wieder zu besuchen.