Mit dem Van zum Popocatépetl: Ein Ausflug mit Hindernissen

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Der Popocatépetl, der

Einer der weltweit bekanntesten und aktivsten Vulkane ist der Popocatépetl, der „rauchende Berg“, wie er in Nahuatl (Aztekisch) heißt. Der Popo, oder auch „Don Goyo“, wie ihn die Mexikaner nennen, liegt zwischen Puebla und Mexiko-Stadt, und seine „Schwester“ befindet sich gleich daneben: Der Itztaccíhuatl.

Wer sich im Raum Puebla aufhält, sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, den Nationalpark zu besuchen. Die wunderbare Natur dort oben auf 5.400 Metern Höhe lässt die Strapazen der etwas anstrengenden Fahrt schnell vergessen.

Zu Besuch in Puebla: Das M&M-Team

Nachdem ich vor einigen Wochen Marina und Max, das sogenannte „M&M-Team“, in Casitas kennengelernt hatte und wir uns dort auf ein Wiedersehen in Puebla geeinigt hatten, halten die beiden mit ihren zwei Hunden ihr Versprechen. Der Van mit Böblinger Kennzeichen trifft in Puebla ein, und ich zeige den beiden zunächst „meine“ Stadt, Puebla. Ich fahre sie ins historische Zentrum, wo wir einige angenehme Stunden am Zócalo verbringen.

Auf gehts, im wahrsten Sinne des Wortes

Auf dem Weg zum Popocatépetl-Nationalpark

Auf dem Weg zum Popocatépetl-Nationalpark

Nach der Städtetour verabreden wir uns für den nächsten Tag um 10:00 Uhr vor meinem Haus. Pünktlich trifft der Van ein, und wir machen uns auf den Weg in den etwa 40 km entfernten Nationalpark des Popocatépetl. Zunächst geht es über Cholula hinauf nach San Nicolás de los Ranchos. Die letzte Ortschaft passieren wir noch auf der asphaltierten Straße, bis uns schließlich der Weg auf einen Waldpfad durch die Kieferwälder führt, der uns bis zur Plattform bringt. Ab diesem Punkt gibt es kein Signal mehr: Weder Internet noch Telefon – hier ist man ganz der Natur ausgesetzt.

Nahezu „offroad“ bis zum höchsten Punkt

Raue Strecken bis nach oben

Raue Strecken bis nach oben

Max fährt die Strecke, als ob er sie schon öfter befahren hätte: Sehr konzentriert und koordiniert steuert er den Van über die buckelige Piste. Innen hört man die Geräusche der Torsionskräfte des Wohnmobils, und mit jedem Knirschen tut einem das Fahrzeug ein wenig leid, denn für diese Strecke ist der Van ganz sicher nicht gebaut. Trotzdem erreichen wir die höchste noch zulässige Stelle und stehen vor dem Koloss, dem rauchenden Berg. Leider können wir aufgrund der typischen Nachmittagsbewölkung nur wenig vom Vulkan sehen. Also entscheiden wir uns, wieder etwas abwärts zu fahren und in die Cabaña de Buena Vista einzuchecken. Von dort aus wollen wir einen Wanderweg durchlaufen, den ich von früheren Reisen gut kenne.

Der Check-in zur Hütte verläuft problemlos. Ich erhalte den Schlüssel an der Rezeption der Buena Vista, lege kurz das Gepäck ab und dann machen wir uns zu dritt mit den Hunden auf den steilen Wanderpfad, der etwa 2 km hinauf führt. Plötzlich sehen wir, dass sich der Aufstieg gelohnt hat: Der Popocatépetl erscheint uns in voller Pracht, rauchend, in gesättigten Farben und gestochen scharf vor uns. Wir sind so fasziniert von diesem Anblick, dass wir fast eine halbe Stunde lang einfach nur die Aussicht genießen.

Gemütlicher Abend am Offenen Kamin mit Stockbrot und Bier

Nachdem sich die Sonne verabschiedet hat, machen wir uns zu Fuß auf den Rückweg zur Hütte, denn es wird hier oben recht schnell kalt. Dort heizen wir den offenen Kamin an und genießen gemeinsam den Abend mit Stockbrot, Salat und einem kühlen Bier.

Marina und Max übernachten in ihrem Van zusammen mit den Hunden, während ich alleine in der Hütte schlafe. Das dortige Bett ist mit fünf dicken Decken ausgestattet, und das ist auch dringend nötig, denn gegen Morgen sinken die Temperaturen auf etwa 4 Grad.

Was wäre ein Tag ohne Zwischenfälle

Sightseeing mit Hindernissen: Der Van steckt fest

Sightseeing mit Hindernissen: Der Van steckt fest

Am nächsten Morgen wollen wir nach einem Kaffee gegen 09:00 Uhr zurück nach Puebla fahren, da Marina und Max planen, noch nach Oaxaca zu reisen. Außerdem sollte ich gegen 15:00 Uhr in Puebla sein, weil Fabian und ich uns noch auf den Weg nach Mexiko-Stadt machen wollen, da für uns beide der morgige Flug nach Puerto Vallarta ansteht. Doch es sollte anders kommen.

Beim Rückwärtsfahren aus der Ausfahrt der Hütte rutscht der Van plötzlich nach unten. BAMM! Das war’s. Das Wohnmobil lässt sich weder vor noch zurück bewegen. Es steckt mitten im Gelände fest. Trotz aller Versuche, das Fahrzeug freizuschaufeln, scheitern wir. Hier kann uns nur noch ein Abschleppfahrzeug helfen.

Ich mache mich auf den Weg zum Eingang des Parks. Dort treffe ich auf einen Sicherheitsmann an der Pforte. Ich erzähle ihm von unserer Situation, und der junge, freundliche Mann versichert mir, dass das kein Problem sein sollte. Er sagt, dass gleich einige Bauarbeiter mit „scharfem Gerät“ vorbeikommen werden, die uns helfen können, den Van zu befreien.

Das Helferteam im Einsatz: Este es México!

Das Helferteam im Einsatz: Este es México!

Inzwischen hat sich die Situation im Gebiet herumgesprochen, und uns kommt ein weiterer Angestellter zur Hilfe. Zu viert versuchen wir erneut, den Van zu bewegen, doch erfolglos. Dann kommt der Chef der Bauarbeiter zur Hilfe. Wir sind zunächst schockiert, denn wir haben eigentlich damit gerechnet, dass die Herrschaften mit einer Seilwinde anrücken. Doch nein. Mit lautem Brummen fährt ein Bauarbeiter mit seinem Schaufellader auf das Gelände.

Er wirft eine Ankerkette um die Schaufel und verbindet das andere Ende mit dem Abschlepphaken. Und dann geht es los. Die Schaufel hebt sich. Wir denken alle, dass das Fahrzeug jetzt jeden Moment in zwei Teile zerbrechen wird. Doch weit gefehlt: In drei Sekunden hebt sich das Fahrzeug ab und ist befreit. Mir kommen fast die Tränen. Was für ein emotionaler Moment! Ich rufe voller Freude den Helfern zu: „¡Este es México!“ – Das ist Mexiko!

Sie freuen sich, dass sie uns helfen konnten. Entsprechend danken wir dem Team und geben unser letztes Bargeld für eine ordentliche „propina“ aus. Das Team bedankt sich ebenfalls und verabschiedet sich. In wenigen Sekunden ist der Schaufellader samt den Helfern wieder über den Berg.

Erleichtert machen wir uns auf den Weg nach unten und kommen mit etwa 2 Stunden Verspätung schließlich in Puebla an. Ich verabschiede mich noch von Marina und Max, die sich nun auf den Weg nach Oaxaca machen. Was wäre wohl aus diesem Tag geworden, wenn uns dort oben niemand geholfen hätte? Das ist Mexiko! Einfach wunderbare Menschen.

2 Kommentare
  1. Marina & Max
    Marina & Max sagte:

    Hallo lieber Rolf, mal wieder super geschrieben 🙂
    Es war ein schönes Erlebnis in Puebla! Danke für Deine Zeit!

    Viele Grüße nach Puebla aus Oaxaca!

    • Rolf Kohler
      Rolf Kohler sagte:

      Hallo Ihr Lieben! Vielen Dank für den Kommentar. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch super in Oaxaca. Ab Montag bin ich für eine Woche im Regenwald bei Catemaco. Falls Ihr wieder auf dem Weg seid, würde ich mich riesig freuen, Euch dort zu sehen. Wenn nicht, dann nächstes Jahr, dann könnt Ihr mir ja beim Hausbau helfen 😉

      Lasst es Euch gut gehen
      Allerliebste Grüße aus Puebla

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