Veracruz: Ein Wochenendausflug mit Wiedersehensfreuden

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Zócalo Veracruz

Ein verlängertes Wochenende an der Hafenstadt

Nachdem mich bereits viele Mexikaner gefragt haben, warum ich noch nie in Veracruz war, und ich mir immer neue Ausreden einfallen lassen musste, ist nun der Zeitpunkt gekommen, eine der schönsten und größten Hafenstädte Mexikos zu besuchen.

Auslöser für diese Spontanentscheidung ist, dass meine Lieblingsarbeitskollegin Beate zusammen mit Sandra und ihrer Tochter Ines derzeit ebenfalls in Mexiko sind. Bei ihnen findet ein riesiges, zweiwöchiges Familientreffen in Veracruz statt. Fabian und ich nehmen das zum Anlass, die beiden Mädels in ihrer Anlage „Dream Lagoons“ kurz vor Veracruz zu besuchen.

Beate und Sandra waren schon einmal vor 10 Jahren bei mir zu Gast, als sie auf dem Weg von Veracruz nach Morelia einen Zwischenstopp in Puebla machten. Wie schnell die Zeit doch vergeht.

Über AirBNB ein Apartment in Boca del Río gemietet

Apartment Boca del Río

Apartment Boca del Río

Veracruz ist eine der schönsten und größten Hafenstädte Mexikos. Hier werden sämtliche Container entladen, die weltweit für Mexiko bestimmt sind. Auch die Audi Q5s und VW Beetles starten von hier auf ihre Reise nach Deutschland.

Wir wollen die Städtereise mit einem Badeurlaub verbinden, daher buchen wir über Airbnb ein Apartment, das direkt am Strand von Boca del Río, einem Stadtteil von Veracruz, liegt.

3,5 Stunden Fahrzeit über die Autopista 150D

Autofahren in Veeracruz

Autofahren in Veracruz: Wesentlich entspannter

Die Strecke nach Veracruz führt uns von Puebla über die Autopista 150D direkt ans Ziel. Insgesamt sind es 284 km, die wir nach dreieinhalb Stunden Fahrtzeit erreichen. Als wir den Orizaba-Pass durchfahren, merken wir bereits bei Córdoba, wie sich die Temperatur auf 36 Grad steigert. Ohne Klimaanlage geht bei dieser Luftfeuchtigkeit gar nichts.

Nach drei Stunden kommen wir in das Stadtgebiet von Veracruz. Mir fällt auf, dass sich der Verkehr hier im Vergleich zu Puebla wesentlich entspannter gestaltet. Die Fahrzeuge halten mehr Abstand, und ein Spurwechsel ist wesentlich einfacher möglich. Das Navi zeigt mir, dass das Apartment gleich irgendwo kommen müsste. Und BAMM! Da war es auch schon – Einfahrt verpasst. Die Einfahrt ist wirklich enorm klein, und es ist sehr gefährlich, auf der vielbefahrenen Carretera plötzlich bremsen zu müssen. Also, das Ganze nochmal: Wir fahren weiter, bis uns das Navi durch die hinteren Straßen über einen langen Umweg wieder zurückführt, und wir die Carretera, die direkt am Strand entlang verläuft, erneut passieren dürfen. Doch diesmal hat es geklappt. Ich reduziere die Geschwindigkeit schon einige hundert Meter vor der Einfahrt und biege dann scharf rechts in das Casa Dorada ein.

Hier erwartet uns auch schon Janet, die Eigentümerin des Apartments. Eine schicke Dame mit europäischem Aussehen begrüßt uns und zeigt uns das Apartment. Wir unterhalten uns kurz mit Janet. Sie legt sehr viel Wert auf Achtsamkeit und Sorgfalt im Apartment, was man sofort an den zahlreichen Hinweisschildern und Regeln sieht, die an jedem nur denkbaren Gegenstand angebracht sind. Aber alles top! Ein schönes Apartment, eine sehr gute Lage. Naja, bis auf den Verkehr, der direkt vor der Promenade vorbeiführt. Aber entweder nimmt man das in Kauf oder mietet sich ein Apartment im hinteren Teil der Stadt. Dann hat man vielleicht mehr Ruhe, aber keine Sicht aufs Meer.

Abends Relaxen am Strand, anschließend Käsefondue

Käsefondue

Käsefondue: Zwar nicht sehr mexikanisch, doch ausgesprochen lecker

Durch die Fahrerei bin ich relativ kaputt, daher bin ich ganz froh, dass wir uns mit Beate und Sandra letztendlich erst für den morgigen Tag verabredet haben. Die beiden sind nämlich noch mit den Kindern im Aquarium von Veracruz, und das kann einige Stunden dauern, denn das Aquarium ist das bisher größte in Mexiko.

Abends bereiten wir uns dann noch Käsefondue zu. Den Fonduekäse gibt es in einigen Supermarktketten Mexikos, allerdings zum fünffachen Preis im Vergleich zu dem aus Deutschland. Die Schweizer Fonduepfanne hatte ich vor einigen Jahren aus Deutschland mitgebracht. Zum Fondue gibt es gutes Baguette und Salat. Kaum ist es 22:00 Uhr, holt mich dann auch schon die Müdigkeit ein. Ein guter Zeitpunkt, um schlafen zu gehen.

6:30 Uhr morgens: Zeit für den sportlichen Teil des Tages

Boot am Strand von Boca del Río

Boot am Strand von Boca del Río

Zeit, mich dem sportlichen Teil des Tages zu widmen. Ich jogge entlang der Promenade. Es ist noch dunkel, trotzdem sind bereits zahlreiche Menschen unterwegs, die das Gleiche machen. Man grüßt sich dabei. Nach einer halben Stunde komme ich an einem Strandabschnitt an, der mir gefällt. Hier müsste auch gleich die Sonne aufgehen. Ein wunderbarer Anblick, wie sich die Morgensonne über den Horizont zieht.

Nach etwa zwei Stunden bin ich dann auch wieder zurück im Apartment. Nach einem ausgiebigen Frühstück machen Fabi und ich uns auf den Weg zum Malecón, der Uferpromenade von Veracruz. Bis dort sind es ungefähr 12 km. Wir finden sofort einen freien Parkplatz. Heute scheint wenig los zu sein in der Stadt. Es ist sehr ruhig, auch am Zócalo der Stadt. Uns gefällt das Ambiente der Innenstadt sehr. Das Zentrum hat Geschichte, das sieht man auch an den Häusern. Die Regierungsgebäude, die Kathedrale, die Arcaden – der Kolonialstil hat einfach etwas.

Gloria, Spezialität von Veracruz

Gloria, Spezialität von Veracruz

Zum Schluss der Städtebesichtigung machen wir noch einen Spaziergang entlang des Hafens. Auch dort ist es heute sehr ruhig. Trotzdem fasziniert mich das Leben hier am Hafen: die Containerschiffe, riesige Kolosse, die einfahren, dann die Geräuschkulisse – ein tolles Ambiente. Und was wäre Veracruz, wenn wir uns nicht noch ein Gloria gönnen würden? Gloria ist hier Kult. Es ist eine Mischung aus Wassereis, Banane, konzentriertem Johannisbeersaft, Dosenmilch, einigen Gewürzen und der typischen Neapolitaner-Waffel. Ein Genuss!

14:30 Uhr: Zeit, uns auf den Weg nach Dream Lagoons zu machen

Dream Lagoons ist eine Wohnsiedlung, etwa 20 Minuten von der Innenstadt entfernt, mit einigen hundert Häusern und Wohnungen. Im Zentrum befindet sich ein gigantisch großer Pool, eine künstliche Lagune. Dort haben wir uns mit Beate und Sandra verabredet.

Sandra war so nett und hat uns bereits zuvor einen QR-Code per WhatsApp gesendet, den wir bei der Pforte vorzeigen. Dieser Code zeigt der Vigilancia, dass wir angemeldete Besucher sind. Ein Scan, und die Schranke öffnet sich. Wir sind im Wohngebiet, finden uns aber in der riesigen Anlage nicht zurecht. Doch letztendlich hilft uns Sandra per Videocall und weist uns direkt vor die Lagune.

Wiedersehen auf der anderen Seite der Welt

Wiedersehen in Veracruz: Rolf, Sandra, Beate, Fabian

Wiedersehen in Veracruz: Rolf, Sandra, Beate, Fabian

Wir passieren die Rezeption der Badeanlage und sehen schon die beiden in einer Palapa sitzen: Beate und Sandra winken uns zu. Ein Wiedersehen nach längerer Zeit – und das auf der anderen Seite der Welt. Ich hatte mich zwar mit Beate noch eine Woche vor meiner Abreise nach Mexiko in meinem Büro unterhalten, aber Sandra hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Fabian sah die beiden das letzte Mal vor fünf Jahren bei seiner Deutschlandreise. Entsprechend emotional ist die Begrüßung.

Wir haben uns so viel zu erzählen. Drei Stunden ohne Redepause, die Transferrate unserer Gespräche erreicht Rekordwerte – und das alles auf Spanisch. Ein wundervoller Nachmittag mit den beiden. Auch wenn draußen drückende 36 Grad herrschen, lässt sich das Ganze unter der Palapa doch gut aushalten. Danach lädt uns Sandra noch in das Haus ihrer Familie gegenüber ein. Und die ganze Familie zeigt uns, wie Gastfreundschaft in Mexiko funktioniert. Wir unterhalten uns noch sehr lange, bis es dann Zeit ist, uns wieder auf den Weg zum Apartment zu machen, denn nachts fahre ich nicht sehr gerne in fremder Umgebung in Mexiko. Das liegt aber ausschließlich an den potenziell gravierenden Schlaglöchern auf Mexikos Straßen, die man selbst tagsüber häufig zu spät erkennt. Wir verabschieden uns noch von der Familie sowie von Beate und Sandra und hoffen, dass wir die beiden bald wiedersehen.

Ausklang des tollen Tages auf dem Balkon

Wir sind von der ganzen Städtetour relativ müde. Zum Kochen hat niemand wirklich Lust. Also bestellen wir uns kurzerhand übers Internet per Lieferdienst einige Alitas und Pommes und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

Am nächsten Tag gehe ich morgens nochmal laufen und mache eine Runde im Meer. Um 11 sind wir dann auch schon wieder auf dem Weg zurück nach Puebla. Ebenfalls 3,5 Stunden pausenlose Fahrtzeit über den Orizaba-Pass bis nach Hause. Ein wunderbares Wochenende geht zu Ende, mit tollen Leuten in herrlicher Umgebung. Veracruz rocks!

Galerie: Impressionen von Veracruz